Schätzungen zufolge leben 350.000 Ungarn in Deutschland

 Seit dem Mittelalter kamen immer wieder Studenten und Wandergesellen nach Deutschland. Besonders nach dem 1. Weltkrieg wirkten hier zahlreiche Künstler, Universitätsprofessoren, Ingenieure, sowie zeitweise Land- und Facharbeiter.

Erst nach 1945 können wir jedoch von einer ungarischen Bevölkerungsgruppe sprechen, als in Folge des Zweiten Weltkrieges Ungarn - aus Ungarn bzw. aus den Nachfolgestaaten des ehemaligen ungarischen Königreichs - in mehreren großen Wellen in die aus Bonn regierte Bundesrepublik Deutschland kamen. Zahlreiche Ungarn erreichte das Ende des Krieges hier in Deutschland. Ab 1947 wanderten die meisten von ihnen nach Südamerika, Australien, Kanada und später in die USA aus. In Deutschland verblieben ca. 20.000 Personen. Die zweite große Welle waren die Flüchtlinge des Ungarnaufstands von 1956. Obwohl die Bundesrepublik damals jährlich ca. 300.000 Flüchtlinge aus Ostdeutschland aufnahm, nach den mehr als 12 Millionen Nachkriegs-Vertriebenen, übernahm die Bonner Regierung 10 Prozent dieser 200.000 ungarischen Flüchtlinge, d.h. 20.000 Personen. Als Teil des deutschen Wirtschaftswunders fanden auch Tausende ungarische Gastarbeiter aus dem ehemaligen Jugoslawien hier ein neues Zuhause. Später kam der Strom aus Siebenbürgen hinzu, als ebenfalls Tausende Ungarn Rumänien verließen.

Zur Wendezeit lebten in der kommunistischen Deutschen Demokratische Republik (DDR) ca. 15.000 Ungarn.

Laut den genannten Schätzungen betrug die Zahl der in Deutschland lebenden Ungarn zur Zeit der Wiedervereinigung im Jahr 1990 ca. 90.000.

Zwischen 1990 und 2004 kamen ca. 30.000 ungarische Vertragsfachkräfte nach Deutschland, die zum Teil nach Ungarn zurückkehrten.

Das Jahr 2004 brachte grundlegende Veränderungen, als Ungarn, die Slowakei und Slowenien bzw. im Jahr 2007 Rumänien der Europäischen Union beitraten. In Folge der Arbeitnehmerfreizügigkeit innerhalb der Europäischen Union kamen sehr viele ungarische Staatsbürger bzw. Ungarn aus den Nachbarstaaten nach Deutschland. Das Statistische Bundesamt meldete 2020 ca. 210.000 ungarische Staatsbürger, deren Großteil nach 2004 nach Deutschland gekommen ist. Obwohl das ungarische Recht die doppelte Staatsbürgerschaft für Auslandsungarn ermöglicht, stammt sicherlich die Mehrzahl der in Deutschland gemeldeten ungarischen Staatsbürger aus dem heutigen Ungarn. Weitere ca. 50.000 Ungarn kamen zudem aus den Nachbarstaaten Ungarns nach Deutschland.

Die obigen Schätzungen führen - auch unter Berücksichtigung des natürlichen Rückgangs - zu schätzungsweise 350.000 Ungarn in Deutschland.

Verteilungsschwerpunkte

Süddeutschland (Bayern, Baden-Württemberg und Hessen) ca. 70%. In den übrigen alten Bundesländern ca. 20%, in den neuen Bundesländern ca. 10%.

Möglichkeit der doppelten bzw. mehrfachen Staatsbürgerschaft

Deutschland ermöglicht die doppelte bzw. mehrfache Staatsbürgerschaft, wenn die antragstellende Person Bürger eines oder mehrere Staaten der Europäischen Union ist, wie z.B. Ungarn, Österreich, die Slowakei und/oder Rumänien.

Gegebenefalls sind diese bestehenden Staatsbürgerschaften bei der Beantragung bzw. Verlängerung der deutschen Staatsbürgerschaft der zuständigen deutschen Behörde zu melden, die dies notiert und zur Kenntnis nimmt.

Stützpfeiler ungarischen Lebens in Deutschland

  • Katholische Ungarische Gemeinden und Missionen mit 11 Geistlichen halten in 61 Städten monatlich einmal heilige Messen.
  • Protestantische Ungarische Gemeinden mit 7 Geistlichen feiern Gottesdienste in 23 Städten.
  • Seit mehr als 3 Jahrzehnten arbeiten 11 Pfadfindergruppen des Ungarischen Auslandspfadfinderbundes in 9 Städten.
  • Der wunderschöne, 10 ha. große Pfadfinderpark "Hárshegy" befindet sich in Mennersberg bei Kastl/Opf.
  • 5 Folklore-Gruppen arbeiten in 4 Städten.
  • Wochenendschulen unterstützen die Kinder bei der Aneignung der ungarischen Schrift und Kultur.
  • Über 40 Vereine arbeiten für die kulturelle Entwicklung der Ungarn in ihren Siedlungsschwerpunkten. Die Bandbreite reicht von Städteverbindungen über Deutsch-Ungarische Gesellschaften bis zu den reinen Kulturvereinen. Auch karitative und religiöse Gruppen (Ungarische Malteser in Deutschland, Pax Romana) organisieren Kongresse und Hilfsaktionen.
  • Sehr viele kleine aber dauerhafte Gemeinschaften bieten ihren Mitgliedern Anlässe zur Pflege der Muttersprache.
  • 4 Monatszeitschriften (katholische, protestantische, politische) informieren über die alte und neue Heimat.
  • Höhepunkte im Jahresverlauf sind die weihnachtlichen Krippenspiele, die sehr beliebten ungarischen Faschingsbälle und natürlich die Programme zu den ungarischen Nationalfesten: Märzrevolution 1848 und Volksaufstand 1956.
  • Maifeste ("majális"), Wallfahrten, Tanzhäuser und Ausflüge runden das gesellschaftliche Leben ab.
  • Literatur- und Theaterabende, Dichtervorlesungen mit ungarischen Künstlern aus aller Welt.
  • Seit 1992 gibt es den Fernsehsender Duna TV und den M2, die über Satelliten auch in Deutschland sehr gut zu empfangen sind.

Wichtige Adressen des ungarischen Lebens in Deutschland

Ungarisches Institut

Ungarischer Auslandspfadfinderbund

Ungarischer "Hárshegy" Pfadfinderpark

WEUP - Trägerverein für ungarische Pfadfinder

  • Dr. Júlia GÁLL – Fenchelweg 7 – 64653 Lorsch

Ungarisches Kulturinstitut

Collegium Hungaricum

Ungarische Gedenkstätten in Deutschland

Zum Anzeigen der Adresse, mit der Maus auf das jeweilige Bild zeigen.

Die Adresse der Gedänkstätte kann duch Antippen des Bildes angezeigt werden.

Kossuth Gedenktafel in Dresden

Kossuth Gedenktafel in Dresden als Erinnerung an den ungarischen Freiheitskampf von 1848-49.

Gedenktafel auf der Fassade des Reichstags

Die einzige fremdsprachige Gedenktafel am Berliner Reichstag erinnert an die Ereignisse von 1989, die Freundschaft der beiden Völker und die gemeinsamen Hoffnungen.

Ungarische Soldatengräber im Friedhof in Celle.

Ungarische Soldatengräber aus dem 2. Weltkrieg in Celle.

Sarkophag der Heiligen Elisabeth von Ungarn in Marburg

Heilige Elisabeth von Ungarn (1207–1231): Ihr Sarkophag in der Marburger Elisabethkirche.

Wolfgang Bolyai Gedenktafel in Göttingen 

Wolfgang Bolyai (1775-1856), Mathematiker und Mitbegründer der nicht-euklidischen Geometrie.

Kármán Tódór Gedenktafel in Göttingen

Tódór Kármán (1881-1963), Physiker, Pionier der Raketentechnologie und des hypersonischen Weltraumflugs.

Alexander Csoma von Kőrös Gedenktafel in Göttingen

Alexander Csoma von Kőrös (1784-1842), Forschungsreisender und Begründer der Tibetologie.

Jenő Wigner Gedenktafel in Göttingen

Jenő Wigner (1902-1995), Atomphysiker, Nobelpreisträger.

Mindszenty-Haus des Ungarnzentrums in Köln

József Mindszenty (1892-1975), Kardinal von Ungarn

Die Ungarnkapelle des Aachener Doms

Der Bau der Kapelle folgte nach Gründung der Stiftung durch den ungarischen König Ludwig der Große (Nagy Lajos) während der Wallfahrt in 1364.

Die Statue des Hlg. Stephan in Aachen

Die Statue des Hlg. Stephan, König von Ungarn, am Dom.

Gedenktafel am Geburtshaus von Graf Karl Leiningen-Westerburg in Ilbenstadt

Graf Karl Leiningen-Westerburg war einer der 13 Generäle des ungarischen Freiheitskampfes von 1848-49. Er wurde am 6. Oktober 1849 in Arad hingerichtet.

Holzstele aus Kondoros in Hanhofen

Holzstele der Partnergemeinde Kondoros zum 850-jährigen Jubileum der Ortsgemeinde Hanhofen.

Gedenktafelin im Limburgerhof

Gedenktafel für ungarische Infanterie- und Husarenregimenter in Limburgerhof, die 1793-1796 in den Koalitionskriegen die Rehbachlinie verteidigten.

József Mindszenty Gedenktafel in Stuttgart

József Mindszenty (1892-1975), Kardinal von Ungarn. Gedenktafel in Stuttgart in Erinnerung an seinen Besuch im Jahre 1974.

Gedenktafel in Donaueschingen

Gedenktafel an der Donauquelle in Donaueschingen. Die Donau als Schicksalsstrom der europäischen Völker.

Gedenktafel in der St. Anna Kirche in Müchen

Gedenktafel zu 1000 Jahre bayerisch-ungarische Freundschaft.

Gedenktafeln zu Olympia 1972 in München

Gedenktafeln zu Olympia 1972 mit ungarischem Bezug.

Gedenktafel zum Ungarnaufstand von 1956 in München

Gedenktafel zum Ungarnaufstand von 1956 im Gebäude der ungarischen Mission in München.

Gedenktafel am Kloster Niederaudorf-Reisach

Gedenktafel am Kloster Niederaudorf-Reisach in Erinnerung an das zwischen 1947-1951 existierende ungarische Mädchengymnasium und -kollegium.

Gedenktafel in Altötting

Gedenktafel an der Wand der Gnadenkapelle in Altötting in Erinnerung an die ungarische Wallfahrt vom 19.-20. August 1947.

Dürerhaus in Nürnberg

Haus, Grab mit Inschrift und Denkmal von Albrecht Dürer (1471–1528), Maler. Sein Vater war aus Ajtós (Ungarn) eingewandert.

Mittelalterliche Fleischbrücke in Nürnberg

Mittelalterliche Fleischbrücke in Nürnberg mit dem altungarischen Graurind.

Das Elisabethenzimmer auf der Burg Pottenstein

Heilige Elisabeth von Ungarn (1207–1231), das Elisabethenzimmer auf der Burg Pottenstein.

Die Statue der Heiligen Elisabeth in Weihersbachtal

Die Statue der Heiligen Elisabeth von Ungarn auf dem Marktplatz von Pottenstein und im nahgelegenen Weihersbachtal.

Geschnitzte Gedenktafeln in Kastl

Geschnitzte Gedenktafeln am ehemaligen Ungarischen Gymnasium.

Ferenc Kisbarnaki Farkas Gedenktafel in Kastl

Ferenc Kisbarnaki Farkas (1892-1980) Gedenktafel im Wölflingshaus des Hárshegy-Pfadfinderparks bei Kastl. Er war der Gründer des Ungarischen Auslandspfadfinderbundes.

Stephanskreuz in Passau

Stephanskreuz und Gedenktafel zum Andenken an den von den sowjetischen Truppen gewaltsam niedergeschlagenen ungarischen Volksaufstand von 1956.

Grab der ungarischen Königin Gisela von Bayern in Passau

Grab und Kloster der ungarischen Königin Gisela von Bayern (die Selige; um 980-1059) in Passau. Sie war die Frau des ungarischen Königs Stefan der Heilige.

Franz Lehár Gedenktafel in Passau

Gedenktafel zu Ehren des Komponisten Franz Lehár (1870-1948) in Passau.

Ungarische Soldatengräber in Pocking.

Ungarische Soldatengräber aus dem 2. Weltkrieg in Pocking.

Grab von Franz Liszt in Bayreuth

Grab von Franz Liszt (1811-1886), Komponist, Pianist, Dirigent in Bayreuth.

Der Bamberger Reiter

Das berühmteste Symbol von Bamberg, der im Dom befindliche Bamberger Reiter, ist nach einigen Forschern eine Darstellung des Heiligen Stefan (969–1038), erster König Ungarns.

Franz Liszt Denkmal in Weimar

Denkmal von Franz Liszt (1811-1886), Komponist, Pianist, Dirigent im Park an der Ilm in Weimar.

Büste von Sándor Petőfi in Weimar

Büste von Sándor Petőfi (1823–1849), Dichter und Freiheitskämpfer in Weimar.

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